Der „Wein-Papst aus der Oberpfalz“

Guido Gottwald hat sein Hobby zum Beruf gemacht – 46-Jähriger aus Velburg bringt Geschmack und Vielfalt des Weines Genießern aus aller Welt näher

In der „Vinoteca Italia“ im Geschäftsgebäude in Velburg lagern etliche edle Tropfen.
In der „Vinoteca Italia“ im Geschäftsgebäude in Velburg lagern etliche edle Tropfen.

Was Axel Schulz, Boris Becker, Flavio Briatore, Thomas Gottschalk, Walter Röhrl, Susi Erdmann, Eckart Witzigmann und Ralf Möller gemeinsam haben? Sie lieben Wein, guten Wein. So wie Guido Gottwald – Wein-Experte aus Velburg, in der Szene mittlerweile als „Wein-Papst aus der Oberpfalz“ bekannt, als einer der erfolgreichsten Wein-Broker Deutschlands geschätzt, Restaurant-Kritiker und guter Freund der oben genannten Prominenten.

Wein ist meine Leidenschaft und mein größtes Hobby. Der Boden, das Klima, die Herkunft und die Vielfalt sind Spannung und Abwechslung pur. Daher ist es für mich eine große Ehre und Herausforderung, den Geschmack und die Vielfalt des Weines Genießern aus aller Welt näherbringen zu dürfen“, sagt der 43-Jährige.

Ob Rot, Rosé oder Weiß – Guido Gottwald empfiehlt zu jeder kulinarischen Köstlichkeit die passende Traube. Der Velburger hat es sich zum Lebensmotto gemacht, seinen Kunden, Gästen und Bekannten höchsten Geschmacks-Genuss im Glas zu präsentieren. Bereits 1998 gründete der 46-Jährige die Wein-Broker-Gesellschaft „Vin-Italy“ und ist darüber hinaus am Weingut Montaia in der Emilia Romagna in Italien beteiligt.

Er steht seinen Kunden aus der Top-Gastronomie nicht nur für den Verkauf zur Seite, sondern berät sie mittlerweile auch sehr erfolgreich in den Bereichen Marketing/Vertrieb, der Produktionsentwicklung wie z.B. der eigenen Wein-Cuvetierung sowie bei der Gestaltung von Weinkarten und der Bestückung von Weinkellern. Darüber hinaus machte sich der gebürtige Neumarkter einen Namen als innovativer Wein-Entertainer, der mit seiner kompetenten und humorvollen Art jeden kulinarischen Event zum einmaligen Erlebnis macht.

Humorvoll und kompetent – so präsentiert sich „Ser Guido“ auch beim vivo-Besuch. Die Haare nach hinten gekämmt, graumelierter Drei-Tage-Bart, gestreiftes weißes Hemd mit offenem Kragen – so sitzt er am Schreibtisch seines Büros im Gewerbegebiet in Velburg. Unmittelbar neben seinem Gebäude ein Gebrauchtwagen-Händler und ein Motorrad-Geschäft. Ein Ort, an dem man sicherlich nicht einen der erfolgreichsten Broker und Händler des „alkoholischen Traubensaftes“ vermuten würde. Erst im Innern wird deutlich, dass sich hier alles um Wein dreht. Neben Guido Gottwalds Schreibtisch steht ein Regal, gefüllt mit den verschiedenen Flaschen des italienischen Weinguts, an dem er zusammen mit drei Partnern beteiligt ist. Im Keller die „Vinoteca Italia“, in der sich schon so mancher Prominenter verköstigen ließ.

Die Star-Köche Eckart Witzigmann (l.) und Andreas Mayer (r.) gehören zu Guido Gottwalds Kunden.
Die Star-Köche Eckart Witzigmann (l.) und Andreas Mayer (r.) gehören zu Guido Gottwalds Kunden.

Wissen Sie, den Titel ‚Ser‘ bekam ich vor Jahren in der Toskana verliehen. ‚Ser‘ nannte man dort um die Jahrhundertwende die Schatzmeister auf den Gütern. Und die Schätze dieser Güter waren nun mal hauptsächlich die verschiedenen Weine“, erzählt der 46-Jährige, Vater eines Sohnes (14) und einer Tochter (20). Seine charmante und gesellige Art zu erzählen fasziniert und passt perfekt zu jeder toskanischen Mentalität – eben ein Stück Lebensgefühl.

Lebensgefühl und Leidenschaft bestimmen Guido Gottwalds Arbeit. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Was Schöneres kann einem doch gar nicht passieren, oder?“, fragt er. Vor zwölf Jahren begann er das Geschäft mit dem Wein. Heute ist er einer der größten Wein-Broker Deutschlands, beliefert REWE, Norma, Netto, Aldi, Lidl und Co. mit Millionen Flaschen jährlich. Mit seinem anderen Geschäftsfeld bedient er die absolute Spitzengastronomie im Land – alles vom Velburger Gewerbegebiet aus, dort wo drei mit „Food & Wine“, „Wine & more“ und „Vinoteca“ gravierte Steintafeln auf seinen Firmensitz hinweisen. In einer Glasvitrine liegen Manner-Waffeln in verschiedenen Packungsgrößen und Dickmanns Schokoküsse im Karton. Sie sind das Firmenkapital der Handelsagentur Markenvertrieb Gottwald, die Guido Gottwald 2007 von seinem Vater Heinz übernahm. Sie ist ein Standbein im Gottwald-Imperium, hier ist er Mehrheitsgesellschafter, aber inaktiv, wie er selbst sagt.

Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich als junger Bursche Bier getrunken. Bis sich die Affinität zum Wein entwickelte“, erinnert er sich. Kurzer Rückblick: 1987 war es, als der gelernte Textilkaufmann sich auf den Weg in die weite Welt machte. Zunächst eben noch in der väterlichen Süßwaren-Firma, dann wechselte er und ging zum spanischen Lutscher-Erfinder Chupa Chups nach Barcelona, betrieb Werbung für die Lollys in Bonn, wechselte weiter zur Firma Carstens Marzipan nach Lübeck und sammelte das Know-how für die Gründung seiner eigenen Handelsagentur in Sachsen. Mit ihr zog er den Vertrieb von Marken wie Dickmanns, Brandt oder Weiß Lebkuchen an Land und avancierte nach zwei Jahren bereits zum Jungunternehmer des Jahres.

Ebenfalls ein Wein-Liebhaber par excellence: Thomas Gottschalk.
Ebenfalls ein Wein-Liebhaber par excellence: Thomas Gottschalk.

1996 legten Vater und Sohn die beiden Agenturen zur Markenvertrieb Gottwald OHG zusammen. „Und jetzt beginnt der interessante Teil der Geschichte“, lenkt Guido Gottwald das Gespräch auf das, womit er sich heute identifiziert. Seinem Vater erzählte er die Idee vom zweiten Standbein, fuhr im Oktober 1996 zur SIAL nach Paris, zusammen mit der ANUGA eine der größten Lebensmittelmessen der Welt, „und wollte halt einfach mal ein wenig schauen“.

Beim Schauen alleine ist es aber in Paris nicht geblieben. Er sprach mutig und offen, Reden könne er ja, bei den interessantesten Weingütern vor. „Ich hatte vom Wein damals eigentlich gar keine Ahnung“, gibt er unumwunden zu. Einer, mittlerweile sein Partner des Weingutes in der Emilia Romagna, habe ihm schließlich das Vertrauen geschenkt. 40.000 Flaschen sollte er vertragsgemäß im Jahr verkaufen mit einer jährlichen Steigerungsrate von zehn Prozent. „Nach einem Jahr hatte ich 500.000 Flaschen verkauft“, erzählt „Ser“ Guido – der Startschuss zu seiner zweiten einzigartigen Karriere, in der er binnen zwölf Jahren zu einem der größten Weinbroker Deutschlands avancierte und mittlerweile pro Jahr Flaschen-Umsatzzahlen im zweistelligen Millionenbereich vorweisen kann.

Dass Gottwald das klassische Import- und Weinbroker-Ggeschäft schließlich mit Geschäftsfeldern auf der kulinarischen Seite des Lebens anreicherte, ist ein logisch konsequenter Schritt. „Wir haben uns zusehends mehr auch mit der Belieferung der Sterne- und Spitzengastronomie beschäftigt.“ Rund 600.000 Flaschen liefert „Ser Guido“ inzwischen an die Spitzen der Gastronomie im In- und Ausland. Viele seiner Kunden aus der Top-Gastronomie sind längst zu Freunden geworden. In Österreich nahm Gottwald den Zwei-Sterne-Koch Andy Mayer unter Vertrag. Seit Mai 2004 ist der Witzigmann-Protegé Pächter und Küchenchef auf Schloss Prielau in Zell am See und macht mit seiner Firma „Mayers Kulinarium“ auch Lizenzgeschäfte mit Eckart Witzigmann.

Mit Karl Fritsch, dem österreichischen Spitzen-Sommelier entwickelte Gottwald vor einigen Jahren das Projekt „TausendWeiß“ und „TausendRot“. Innerhalb kürzester Zeit kreierten die beiden Wein-Experten einen absoluten Spitzenwein aus Gottwalds Weingut. Der 2007er „TausendWeiß“ wurde von Kritikern bereits in allerhöchsten Tönen gelobt. Und der „Tausendrot“, der Merlot-Reben aus dem österreichischen Weingut von Karl Fritsch und dem italienischen von Guido Gottwald vereint, steht dem in nichts nach.

Willhelm Schreiber, Chef des Regensburger Porsche-Zentrums, und Guido Gottwald verbindet eine langjährige Freundschaft.
Willhelm Schreiber, Chef des Regensburger Porsche-Zentrums, und Guido Gottwald verbindet eine langjährige Freundschaft.

Apropos Sommelier: Diese Berufsbezeichnung darf Guido Gottwald nicht sein Eigen nennen. „Gut, ich habe es probiert, bin aber sang- und klanglos durch die Prüfung gefallen“, gibt er unumwunden zu. Sein Weg ist das „Learning by doing“, ist die Offenheit gegenüber dem faszinierenden Produkt „Wein“. Und er verfolgt eine Philosophie, die das Weintrinken aus der, seiner Meinung nach, „verstaubten Nische mit elitärem Anstrich“ herausführen soll. Sie lautet: „Es gibt keinen perfekten Wein. Jeder muss für sich selbst herausfinden, welcher Wein ihm schmeckt. Der Wein ist ein Genussmittel, bei dem die Atmosphäre und die Emotion eine ganz große und wichtige Rolle spielen“, erklärt er.

Als treffendes Beispiel fügt er an: „Ein Rotwein wird, wenn man ihn an einem lauen Sommerabend in Bardolino am Gardasee trinkt anders schmecken, als wenn man ihn in Regensburg am einem verregneten Totensonntag probiert.“ Er selbst bevorzugt gar keine Marke bzw. Sorte. Ein guter Tropfen ist für ihn derjenige, der beim ersten Schluck nicht zumacht, einfach schmeckt. „Die kulinarischen und atmosphärischen Gegebenheiten müssen passen.“ In seinem Privatkeller lagert zwar eine edle Sammlung von Bordeaux-Weinen und Champagner-Flaschen, die für ihn aber zum Genießen dienen. „Die letzten habe ich zu einem 40. Geburtstag geöffnet“, sagt Guido Gottwald, der das Konsumgut „Wein“ genauso, wie es seine prominenten Kunden tun, liebt.

©Fotos: Stephan Landgraf, Guido Gottwald